Digitalisierung am Bau: Diese Softwarelösungen gibt es für Generalunternehmer

Generalunternehmer haben unterm Strich nur eine Gewinnmarge von durchschnittlich  3,5 % – ein Wert, der in anderen Branchen als inakzeptabel belächelt werden würde. Dass man etwas ändern muss und dass die Digitalisierung ein Schlüsselfaktor sein kann, ist im Gegensatz zu vor wenigen Jahren allen klar. Noch nie gab es mehr offene Stellen für Lean Manager, Bauprozess- oder Digitalisierungsexperten. Noch nie waren Unternehmen so entschlossen, in die Digitalisierung zu investieren. Noch nie waren die Budgets dafür so hoch wie aktuell. Allein der Bielefelder Branchenführer Goldbeck sucht derzeit etwa 85 (von 950) neue Mitarbeiter für diese Bereiche. Dies entspricht fast 10 % aller aktuell offenen Stellen (Stand August 2023)! Bleibt nur noch die Frage: Was zuerst angehen und mit welcher Software?

Software für Generalunternehmer: Eine Übersicht über die zwei zentralen Systeme

Für Generalunternehmen sind zwei Software-Systeme von zentraler Bedeutung: Ein Software-System für sämtliche Verwaltungsprozesse (häufig Backoffice oder ERP genannt) und ein System für das Kerngeschäft jedes Generalunternehmers – das Baumanagement (Bauprojekt-Software).

System I: Backoffice-Software für Verwaltungsprozesse

In diesem ersten System finden Sie in den meisten Unternehmen umfassende Softwarelösungen (also Plattformlösungen), die sämtliche interne und allgemeine Geschäftsprozesse im Unternehmen bündeln, verwalten und teilweise sogar automatisieren. 

Viele dieser Lösungen – manchmal auch ERP oder ERP-Lösungen genannt – sind bereits seit den 1970er Jahren auf dem Markt. Sie werden entweder von sehr großen branchenübergreifenden Anbietern wie SAP und Microsoft angeboten oder kommen von spezifischen Herstellern, die sich auf die Baubranche spezialisiert haben wie RIB iTwo. Typischerweise vereinen diese Systeme diese fünf allgemeinen Einsatzbereiche, die primär von der Personalabteilung und Buchhaltung genutzt werden:

1. Personal
2. Betriebsmittel
3. Vertrieb und Marketing 
4. Kalkulation
5. Buchhaltung 
6. Unternehmenscontrolling

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System II: Baumanagement-Software für das Kerngeschäft

Während Backoffice-Software Ihnen dabei hilft, interne Verwaltungskosten einzusparen, ermöglicht Baumanagement-Software es Ihnen, Ihr Kerngeschäft erfolgreicher abzuwickeln. Das heißt, Projektmargen steigern und dadurch die Profitabilität des gesamten Unternehmens deutlich zu erhöhen. 

Das System Baumanagement teilt sich dabei in sechs Einsatzbereiche auf: 

Dabei ist zu unterscheiden, dass die Einsatzbereiche 3-6 als Grundlage für die Bereiche 1 & 2 dienen. Hierbei handelt es sich also um die Anwendungsfälle im Baumanagement, die zentral für alle Projektbeteiligten an einem Ort verfügbar sein sollten und die bei der Ausschreibung und Vergabe sowie der Bauausführung unterstützen. Diese Anwendungsfälle werden auch unter dem Sammelbegriff CDE oder Common Data Environment zusammengefasst. Neben den Anwendungsfällen im CDE unterstützt Baumanagement-Software den Projekterfolg vor allem durch die zwei Kernbereiche Ausschreibung & Vergabe und Bauausführung. 

Teilbereich: Ausschreibung und Vergabe

Früher haben Unternehmen oft angenommen, dass der Einsatzbereich Kalkulation & Vergabe ein Teil des Systems zu Verwaltungsprozessen ist, da beides in der Regel im Büro stattfindet. Dadurch, dass Software aber heute nicht länger an einen Standort gebunden ist, ist diese Vorstellung technisch überholt, was für einen Strategiewechsel bei vielen Generalunternehmern gesorgt hat. 

Der Teilbereich Ausschreibung & Vergabe einer Baumanagement-Software hilft dabei, mehr Ausschreibungen zu bewältigen und dadurch die Vergabemargen zu steigern. Damit diese sich letztendlich in einer zufriedenstellenden Gesamtprojektmarge und damit Gewinn niederschlagen, ist eine gute Bauausführung von entscheidender Bedeutung, was uns zum nächsten Teilbereich bringt. 

Teilbereich: Bauausführung

Die Bauausführung umfasst sämtliche Abläufe und Prozesse während der Bauphase, um Projekte erfolgreich umzusetzen. Die extremen Rahmenbedingungen in der Bauausführung (z. B. extrem hoher Koordinationsbedarf, ständige Änderungen, Sprachbarrieren, Wettereinflüsse, etc.) machen den Einsatz von Software dabei besonders attraktiv (hohe Arbeitserleichterung, große Margensteigerung möglich, einfache Risikominimierung). 

Auf der anderen Seite stellen diese besonderen Rahmenbedingungen auch hohe Anforderungen an die Softwareanbieter. Erst in den letzten Jahren haben einige Anbieter Lösungen entwickelt, die diesen Herausforderungen auch technisch gerecht werden. Ein entscheidender Schritt war dabei der Wandel zu mobilen Lösungen. Mit diesem Wandel können nun beispielsweise die beiden Welten eines Bauprojekts (Baustelle & Büro) durch einfach zu bedienende mobile Apps miteinander verbunden werden. Funktional sollte im Einsatzbereich Bauausführung die folgenden Anwendungsbereiche abgebildet werden:

• Allgemeine Baudokumentation & Baufortschrittskontrolle
• Projektmanagement
• Nachtrags- und Änderungsmanagement
• Qualitätssicherung & Arbeitssicherheit
• Projektcontrolling

Während Backoffice-Software dabei hilft, Verwaltungskosten zu senken, ermöglicht eine Baumanagement-Software Projekte erfolgreich zu realisieren und so das Problem geringerer Margen für Generalunternehmer zu bewältigen. 

Das heißt: Dank Baumanagement-Software können Sie als Unternehmen Ihre Marge und damit Ihre Gewinne selbst bei gleichbleibendem Bauvolumen deutlich steigern!

Handlungsempfehlung: So investieren Sie in Digitalisierung

Die Zeit des Zögerns ist vorbei! Sowohl kleine als auch große Generalunternehmer haben verstanden, dass die Investition in Digitalisierung und Bausoftware nicht nur eine strategische Entscheidung ist, sondern auch eine Investition in die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens. 

Die Digitalisierung bietet das Potenzial, die notorisch niedrigen Margen am Bau deutlich zu steigern. Dies geschieht nicht durch einen aggressiveren Verteilungskampf untereinander, sondern vielmehr durch bessere Prozesse, bessere Planbarkeit und weniger Fehler. Unternehmen, die diese Chance verstreichen lassen, werden in Zukunft Schwierigkeiten haben, konkurrenzfähige Angebote abzugeben oder Projekte erfolgreich umzusetzen. Die Digitalisierung voranzutreiben ist daher Aufgabe von Gesellschaftern, Geschäftsführern und Führungskräften – und nicht allein von der IT-Abteilung. Die Digitalisierung stellt nicht nur jahrzehntelang erfolgreiche gelebte Prozesse in Frage und bietet die Möglichkeit neuer, lukrativerer Herangehensweisen, sondern geht auch mit einem Kulturwandel einher.

Nun haben Sie einen guten Überblick über die Herausforderungen und die Software-Landschaft für Generalunternehmer! Vielleicht sind Sie sogar schon einen Schritt weiter und möchten bewusst investieren? Die schwierigste Frage ist nun: Wo fange ich an und was mache ich zuerst? Die Entscheidung liegt am Ende bei Ihnen. Aber es kann sicherlich nicht schaden, die Szenarien in unserem kostenlosen Whitepaper durchzuspielen. Viel Erfolg!